Heaven & Hill 2025 – Vom Wetter überrascht? Wirklich?

by Marcel
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Am vergangenen Wochenende sollte das Heaven & Hill Festival auf der Halde Norddeutschland in Neukirchen-Vluyn wieder tausende Besucher in Feierlaune versetzen. Doch statt ausgelassener Stimmung und tanzender Mengen hieß es am Samstagabend: Abbruch wegen Regen. Die Kritik im Netz folgte prompt – und sie ist in weiten Teilen berechtigt.

Schon 2024 hatte ich in meinem Festivalbericht auf die Wetteranfälligkeit des Geländes hingewiesen. Damals war uns die Sonne wohlgesonnen, doch in diesem Jahr zeigte sich, wie unvorbereitet man auf Regen war. Statt auf die Warnsignale zu reagieren, wurde offenbar wenig dazugelernt. Und das, obwohl es längst erprobte Methoden gibt, um ein Festival wetterfester zu gestalten.

Das hätte man besser machen können: Ein Auszug aus 20 Jahren Festivalerfahrung

  • Tanzflächen und Wege aus Holzbohlen: Sie verhindern, dass sich das Gelände in eine Schlammgrube verwandelt. Wasser kann abfließen, und man versinkt nicht bis zu den Knöcheln.
  • Rindenmulch, Kies oder Schotter: Diese Materialien sorgen an neuralgischen Punkten wie Toiletten, Essensständen und Eingängen für Trittfestigkeit.
  • Pumpen und Drainagen: Wiederkehrende Wetterlagen können durch gezielte Wasserabführung entschärft werden.
  • Regenponchos verteilen: Ein einfacher Service, der nicht viel kostet, aber bei Regen für große Erleichterung sorgen kann.
  • Zelteingänge mit Regenrinnen: Verhindert, dass Besucher beim Ein- und Ausgang durchnässt werden.
  • Stahlplatten auf Parkplätzen: Besonders bei Wiesenparkplätzen sinnvoll, um Autos nicht im Matsch versinken zu lassen.

Blitzschutz bei Festivals – ja, das ist ein Ding

Gerade bei Gewitterlagen wird oft unterschätzt, was technisch möglich und notwendig ist. Hier ein kurzer Einblick:

  • Mobile Blitzschutzmasten: Diese Masten leiten Blitze gezielt ab, statt sie dem Zufall zu überlassen. Ein 20-Meter-Mast schützt einen Radius von rund 20 Metern. Mehr Masten bedeuten mehr Sicherheit.
  • Blitzableiter an Bühnen und Zelten: Große Bühnenstrukturen besitzen meist integrierten Blitzschutz, der mit Erdungssystemen verbunden ist. Auch Zelte lassen sich mit Fangstangen und geerdeten Metallrahmen ausstatten.
  • Erdungssysteme: Ohne Erdung kein Schutz. Hier kommen tief eingeschlagene Kupferstäbe oder vergleichbare Systeme zum Einsatz, um die Energie sicher in den Boden zu leiten.
  • Monitoring und Frühwarnsysteme: Mobile Systeme messen elektrische Felder oder nutzen Wetterdaten zur automatischen Warnung. Ambitionierte Festivals setzen sogar auf eigene Wetter-Teams. Das kostet zwar Geld – ist aber gut investiert.

Kritik in sozialen Netzwerken: Der Abbruch sorgt für Frust

Wie die Polizei Wesel bestätigte, wurde das Festival gegen 21 Uhr aufgrund des Unwetters offiziell beendet. Die Räumung lief laut Polizei zwar störungsfrei, doch im Netz machen viele Besucher ihrem Unmut Luft.

Ein Nutzer schreibt auf Instagram: „Der Umgang mit dem Gewitter war höchst unprofessionell.“ Eine Facebook-Nutzerin nennt die Organisation „eine Katastrophe“. Besonders ärgerlich für viele: Die Besucher der Außenbühnen mussten das Gelände im strömenden Regen verlassen, während die Hauptbühne im Zelt zunächst weiter bespielt wurde.

Zudem beklagen zahlreiche Besucher, dass sie auf nicht eingelösten Verzehrkarten und Pfandbeträgen sitzen geblieben sind. „Wir hatten gut 20 Euro Pfand und noch 10 Euro auf der Verzehrkarte“, berichtet ein Festivalbesucher auf Facebook.

Offizielles Statement des Veranstalters

Auf ihren Social-Media-Kanälen bedankte sich das Heaven & Hill-Team bei den Besuchern:

„Danke für diesen wundervollen Tag mit euch! Gemeinsam haben wir magische Stunden erlebt, bis das Wetter am Abend leider einen anderen Plan hatte. Leider mussten die Sicherheitskräfte und der Deutsche Wetterdienst am Abend das vorzeitige Ende des Heaven & Hill 2025 anordnen. Dieser behördlichen Anordnung sind wir natürlich schweren Herzens gefolgt – denn eure Sicherheit steht für uns bedingungslos immer an erster Stelle! Wir lassen euch so schnell wie möglich weitere Infos bspw. zur Rückabwicklung der Getränkekarten zukommen.“

Facebook Heaven & Hill Festival

Es gibt auch versöhnliche Stimmen

Nicht alle Stimmen im Netz sind negativ. Einige loben die ruhige und ordentliche Räumung. „Die Veranstaltung musste abgesagt werden, Sicherheit geht vor“, meint ein Nutzer. Und ein anderer schreibt: „Das mit den Getränkekarten ist unglücklich, aber dem Veranstalter kann man daraus keinen großen Vorwurf machen.“

Fazit: Regen ist kein Ausnahmezustand – fehlende Vorbereitung schon

Es ist nicht der Regen, der ein Festival ruiniert – es ist die Ignoranz gegenüber seinen Konsequenzen. Wer ein Event unter freiem Himmel organisiert, muss sich auf Wetterumschwünge einstellen und entsprechende Vorkehrungen treffen.

Der Abbruch des Festivals erfolgte auf Anordnung der Behörden – und das ist in solchen Situationen nachvollziehbar. Wenn Menschenleben gefährdet sind, gibt es keine Diskussion. Aber: Sicherheit beginnt nicht mit der Evakuierung, sondern bei der Planung.

Ein gutes Sicherheitskonzept mit durchdachten Unwettermaßnahmen kann im Ernstfall nicht nur schützen, sondern auch Handlungsspielräume schaffen – und Vertrauen bei Besuchern und Behörden.

Letztlich ist es immer richtig, Menschen zu schützen. Aber es wäre besser, wenn dieser Schutz nicht erst dann beginnt, wenn der Himmel schon dunkel ist.

8 Kommentare

Sandra Möller 1. Juni 2025 - 18:36

Danke für diesen ehrlichen Bericht. Ich war vor Ort und kann jedes Wort unterschreiben. Hoffentlich liest das auch jemand vom Orga-Team.

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Hard Drop Kalle 1. Juni 2025 - 18:37

Man kann nicht das Wetter ändern, aber man kann sich darauf vorbereiten. Das sollte 2025 wirklich Standard sein!

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Kimberly 1. Juni 2025 - 18:37

Was mich am meisten geärgert hat: Die Verzehrkarten. Geld weg und keine Info, wie’s weitergeht. Bitte fair bleiben!

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Niklas B. 1. Juni 2025 - 18:38

Wir sind extra 200 km angereist und standen dann im Matsch. Nächstes Jahr überlegen wir’s uns zweimal…

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Daniel R. 1. Juni 2025 - 18:38

Die Bühne im Zelt lief noch, draußen hat’s geschüttet – das war echt unfair verteilt. Warum kein zentraler Abbruch?

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Miriam Hoff 1. Juni 2025 - 18:39

Solche Artikel braucht’s, damit sich was ändert. Festivals sind nicht nur Deko und DJs, sondern auch Verantwortung.

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Jenn Niff 1. Juni 2025 - 18:40

Sicherheit geht vor und für mich was das auch in Ordnung so!

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Kira 1. Juni 2025 - 21:31

Andere Festivals zeigen doch, dass es auch mit Unwetter funktionieren kann. Da könnte sich das Heaven&Hill eine Scheibe von abschneiden…

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