Eigentlich wollten wir am Samstag zum World Club Dome – doch dann kam spontan die Einladung von Par-T zum Harmony of Hardcore Festival. Also wurde umgeplant und unser WCD-Besuch auf den Sonntag verlegt.
Der World Club Dome 2025 sollte wieder das „größte Club-Event der Welt“ sein – ein Wochenende voller internationaler Acts, XXL-Bühnen und Hochglanzproduktionen im Stadionformat. Doch was als EDM-Feuerwerk begann, entwickelte sich schnell zur Dauerwerbesendung mit Pyrotechnik und Hip-Hop. Und doch: Zwischendurch gab’s immer wieder Momente, die vieles versöhnten…
Auch dieses Abenteuer wäre nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung unseres Partners Sandberg. Vielen Dank für euren Support!
Guter EDM trifft gähnende Leere im Stadion
Gute Sets gab es – etwa von Wasback und später John Newman, beide souverän und stimmungsvoll. Nur schade, dass das Publikum zu diesem Zeitpunkt kaum vorhanden war. Das Stadion wirkte seltsam leer – bis 19:30 Uhr, als Tiësto die Bühne betrat.
Tiësto – Und dann? Funkstille.
Tiësto bringt die Arena zum Beben – mit sattem Festival-Sound und routinierter Präsenz. Aber: Der Funke sprang nicht wirklich über. Trotz seiner Größe als Headliner wollte keine kollektive Euphorie aufkommen.
Als sein Set endet, verschwindet er wortlos. Kein Dankeschön. Kein „Frankfurt, ihr wart unglaublich“.
Was folgte, war keine Afterglow-Stimmung – sondern 30 Minuten Funkstille. Kein DJ. Kein Sound. Nur Umbau – und Werbung.
Werbung. Überall.
Nicht nur auf den Screens im Stadion liefen komplette Werbespots – das gesamte Festivalgelände war eine Markenbühne:
- DVAG-Vermögensberatung („Ihr träumt klein.“)
- Porsche-Werbung auf Bannern, LED-Flächen und live in Form eines ausgestellten Fahrzeugs – sogar direkt neben der Tanzfläche
- Zigarettenmarken wie Lucky Strike & Pall Mall mit Selfie-Zonen und Lounge-Aufbauten
- Vodka-Slogans wie „Take two drinks to reach the dancefloor“
Der Sound wurde zur Nebensache. Der Fokus lag auf: Produkt, Marke, Platzierung.
Presse? Bitte schweigen.
Während die Crowd munter mitfilmt, bekommen wir – wenige Minuten vor einem der größten Auftritte an der Mainstage – eine E-Mail: Keine Fotos, keine Videos erlaubt.
Dann also das „Highlight“: Ein Geldstück, dessen Name nicht genannt werden darf.
Feuer, Flammen, Tänzerinnen, große Show – aber null Substanz.
Wer für elektronische Musik gekommen war, konnte nur mit dem Kopf schütteln:
Was macht dieser Act auf der Mainstage eines Electronic-Festivals?
Die Rettung: Die Zombie Stage mit Lil Texas & Dr. Donk
Also raus aus dem Stadion – und hinein in den wahren Rave.
Versteckt zwischen Schotter und Wald: Die Zombie Stage.
Hier spielten:
- Lil Texas
- Dr. Donk
- Paul Elstak
- Dual Damage
Wild. Direkt. Ungeschminkt. Gabber, Raw, Hard Dance – ohne Werbung, ohne Sponsoring, einfach nur Musik.
Neu: Die DJ-Plattform stand mittig auf der Tanzfläche – die Idee war interessant, wurde aber wenig angenommen. Die Leute blieben vor der Bühne, statt sie zu umrunden. Dennoch: Hier schlug das Herz des Abends.
Weitere Stages & Gelände
Auch außerhalb des Stadions gab es viel zu entdecken – einiges richtig besonders:
- Outdoor Mainstage: Leider mit Hip-Hop beschallt. Einziger Programmpunkt: Kopfschütteln und weitergehen.
- Pool Stage: Entspannt, mit Wasserbecken direkt an der Bühne, chilligem House & Techno. Einer der schönsten Orte bei Sonnenschein.
- Mini-Pool-Stage: Kleiner, aber ähnlich entspannt – ebenfalls mit chilligen Beats.
- Forest Stage: Tief im Wald, abends atmosphärisch beleuchtet. Ein Ort zum Runterkommen – und Durchatmen.
- Ministages: Weitere kleine Stages waren um die Arena verteilt.
Finale mit Le Shuuk: Endlich Emotion
Gegen Ende dann doch noch Gänsehaut: Le Shuuk übernahm das Abschluss-Set – und schaffte, was viele vorher nicht geschafft hatten:
Energie. Stimmung. Bewegung.
Mit Pyro, Lasern und druckvollen Drops brachte er das Stadion zum Tanzen. Genau das, was der Abend gebraucht hat: einen würdigen Schluss.
Fazit: Mehr Verkaufsfläche als Festival
Der World Club Dome 2025 war mehr als ein Festival:
Ein Verkaufsraum mit musikalischer Tonspur. Ein Event, bei dem Marken lauter waren als Bass, bei dem Sponsoren Bühnenfläche bekamen, während Musik zur Nebensache wurde.
Und wer weiß, wo man suchen muss, der findet sie auch beim WCD: Die echten Momente. Im Wald. Im Schotter. In der Nacht. Zwischen Zombie Stage und Bassgewitter.