Die Mutter aller Raves in der Krise: Was ist mit der MAYDAY los?

by Marcel
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Ich war am Wochenende nach langer Zeit mal wieder auf der MAYDAY in Dortmund, zu der ich vom Veranstalter I-Motion eingeladen wurde. Ich hatte mich wirklich auf das Event gefreut, denn von 2008 bis 2017 war ich jedes Jahr auf der MAYDAY in Dortmund und war immer begeistert von der Atmosphäre und den Auftritten der DJs. Besonders hatte mir früher die Verbundenheit zum Rave der neunziger Jahre gefallen, der Classic Floor und der besondere Moment um Mitternacht in der Area von Members of Mayday oder später Friends of Mayday. Das war für mich immer das Gefühl von der “Mutter aller Raves.

Doch dieses Mal war ich richtig enttäuscht. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren gab es seit ein paar Jahren nur noch drei Bühnen statt fünf. Auf dieser MAYDAY fiel mir zum ersten Mal auf, wie sehr mir der Classic Floor fehlte. Und ja! Auch das Mixery Casino vermisste ich.

Der Eintrittspreis ist mittlerweile auf 80 Euro gestiegen. Das bedeutet mehr Geld für weniger Angebot. Obwohl ich von I-Motion eingeladen wurde und persönlich nicht vom gestiegenen Eintrittspreis betroffen war, kann ich mir gut vorstellen, dass einige Besucher enttäuscht waren.

Für mich war es besonders schade, dass der besondere MAYDAY Moment um Mitternacht konsequent weggespart wurde. Auch auf die Intros der DJs wurde komplett verzichtet, sodass ein DJ einfach aufhörte und ein anderer wortlos mit seinem Set begann. Das war für mich ungewohnt, da ich es anders kannte. Immerhin gab es in der Factory einen MC, der die DJs vorstellte und für zusätzliche Stimmung sorgte.

Leider gab es kein kreatives Bühnenbild mehr zu sehen und viel weniger Lightshow als in den früheren Jahren. Besonders die Area hat mich dahingehend enttäuscht. Aber auch in der Factory hatte das Bühnenbild nur wenig mit Kreativität zu tun.

Ein weiteres großes Problem war das neue Bezahlsystem. Früher gab es Bons, also Wertmarken, die man kaufen und an den Bars einsetzen konnte. Nun musste man für 4 Euro ein Armband kaufen und es an einigen Stellen mit Guthaben aufladen. Mit diesem Guthaben konnte man dann seine Getränke bezahlen. An sich keine schlechte Idee, aber durch das neue System mussten die Mitarbeiter an den Bars alles erst in ein Smartphone eingeben und dann das Armband scannen, um den Bezahlvorgang abzuschließen. Das hat viel Zeit gekostet und es gab lange Schlangen an den Bars. Es dauerte einfach viel länger als ein paar Wertmarken auf den Tisch zu legen. I-Motion hatte sicherlich gute Gründe für das digitale Bezahlsystem, um Betrug zu vermeiden und den Verkauf genau nachverfolgen zu können.

Und dann gab es noch das Problem mit dem Pfand. Auf jedes Getränk fiel ein Pfand von 2 Euro an. Wenn man den Becher zurück zur Bar brachte, bekam man die 2 Euro zurück. Aber man konnte nur so viele Becher zurückgeben, wie man im Vorfeld auch mit seinem Armband bezahlt hatte. Mir fiel das auf, als ich das Pfand meiner Freunde mit zur Bar brachte und für alle ein neues Getränk kaufte, um nur einmal anstehen zu müssen. An der Bar stellte sich heraus, dass ich nur so viel Pfand zurückbekommen konnte, wie ich im Vorfeld auch Getränke gekauft hatte. Das war wirklich ärgerlich.

Ist ein Pfandsystem nicht dazu gedacht, die Veranstaltung sauber zu halten und mögliche Stolperfallen durch Flaschen, Becher und Dosen zu verhindern? Durch die Einschränkung konnte man jedoch schnell überall herumliegende Pfanddosen, Becher und Flaschen sehen. Wenn man bedenkt, dass jeder dieser Gegenstände jeweils 2 Euro wert ist und nicht zurückgegeben wurde, kann man nur sagen: Hut ab, I-Motion, Glückwunsch zu dieser zusätzlichen Einnahme.

Außerdem wurde die Möglichkeit, die Halle zu verlassen und wieder zurückzukommen, gestrichen. Früher konnte man sich ein Wiedereinlassbändchen kaufen, um frische Luft zu schnappen. Aber diese Option gab es nicht mehr, und wenn man die Halle verlassen hätte, müsste man an der Abendkasse ein neues Ticket für 80 Euro kaufen.“

Es gab jedoch auch etwas Positives zu berichten: Die DJs, die ich gesehen habe, haben wirklich tolle Sets gespielt und eine gute Stimmung verbreitet. Besonders erwähnen möchte ich hier die Sets von GSB, Outsiders und Sound Rush.

Wer mich kennt, weiß, dass meine Leidenschaft die Hardstyle-Musik ist, aber ich höre auch gerne weitere Genres der elektronischen Musik. Mit der Musik von Dominik Eulberg werde ich einfach nicht warm. Ich kann nicht nachvollziehen, warum man so ein Set zur Primetime spielt. Positiv überrascht war ich von Per Pleks und Alignment im Empire sowie Amelie Lens und Lilly Palmer in der Area. Ich muss jedoch auch dazu sagen, dass ich diese Auftritte nicht komplett gesehen habe, da ich auch immer versucht habe, so viel wie möglich aus der Factory mitzubekommen.

Und wo wir schon bei der Factory sind: Musikalisch für mich persönlich der beste Floor der MAYDAY. Aber wie eigentlich jedes Jahr viel zu klein. Besonders die Hardcore-Musik gewinnt in der Szene immer mehr Beliebtheit, deshalb wurde es ab 02:00 Uhr so voll, dass man kaum noch in die Halle kam. Ich habe einige Leute beobachtet, die auf den Gängen weiterfeiern mussten. Mein Vorschlag an I-Motion: Tauscht die Hallen vom Empire und der Factory oder erweitert das Ganze um eine zusätzliche Halle der Westfalenhallen, dann könnte die Halle der bisherigen Factory ein schöner Classic Floor sein.

Alles in allem kann ich die MAYDAY leider nicht mehr bedenkenlos empfehlen. Die Negativpunkte überwiegen die positiven Aspekte, was das Erlebnis des Events schmälert. Natürlich ist das nur meine persönliche Meinung, und jeder sollte sich selbst ein Bild machen. Aber ich denke, dass es wichtig ist, als Besucher eine Stimme zu haben und Probleme offen anzusprechen, damit sich die Veranstalter in Zukunft verbessern können.

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